Die ERP-Software-Welt ist im ständigen Umschwung. Technologien wie künstliche Intelligenz und Industrie 4.0 bringen neue Anwendungsfelder, Chancen aber auch Herausforderungen mit sich. Für ERP-Anbieter und ERP-Anwender heißt es im Jahr 2022: digitalisieren, individualisieren und nachhaltiger werden. Schon länger liegt der Schwerpunkt nicht mehr bei der integrierten Planung aller Unternehmensprozesse, sondern vermehrt auf der Etablierung weit gefächerter Ökosysteme. Das ERP steht dabei im Zentrum eines digitalen Ökosystems und bezieht Kunden, Lieferanten und andere Stakeholder mit ein. Das schließt auch die digitale Transformation mit ein. Unternehmensinterne Wertschöpfungsketten werden für externe Partner und zugunsten digitaler Ökosysteme geöffnet. Die Erfahrungen, die aus der Corona-Krise gewonnen werden konnten, fordern neue Entwicklungen innerhalb der ERP-Welt. Die Segel sind in Richtung digitale Prozesse, digitales Zusammenarbeiten und eine Vernetzung entlang der Lieferkette gesetzt. Auch die wichtigste Herausforderung unserer Zeit, das Thema Nachhaltigkeit, ist ein entscheidender Faktor für zukunftsorientierte Softwarelösungen. Das Analyse- und Beratungsunternehmen Trovarit hat im Oktober 2021 eine Studie vorgelegt. Innerhalb dieser Studie wurden 2.200 Unternehmen des deutschen Mittelstandes nach den ERP-Trends 2022 befragt. Im Vergleich zu den internationalen Firmen setzen die Deutschen vor allem hohe Priorität auf Daten- und Informationssicherheit. Weitere obere Plätze beinhalten Compliance-Anforderungen, Usability und den mobilen Einsatz von Software.
Wir haben für Sie einmal recherchiert und Ihnen die topaktuellen ERP-Software-Trends zusammengetragen. Sieben Highlights finden Sie hier in unserem Blogbeitrag.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Trend 1: Die Arbeitswelt von Morgen – Mobilität im Fokus
- 2 Trend 2: Low-Code – ERP Lösungen auf den Anwender zugeschnitten
- 3 Trend 3: Nachhaltigkeit im Fokus – grün(er) leben mit ERP-Lösungen
- 4 Trend 4: Künstliche Intelligenz – KIs auf dem Vormarsch
- 5 Trend 5: Verbindungen schaffen mit Vernetzung dank Schnittstellen
- 6 Trend 6: Sicherheit geht vor – Daten- und Informationssicherheit bei steigendem Datenvolumen?
- 7 Trend 7: Digitalisierung als Dreh- und Angelpunkt für Wachstum
- 8 Fazit
Trend 1: Die Arbeitswelt von Morgen – Mobilität im Fokus
Hybrides und mobiles Arbeiten entwickelte sich während der Corona-Pandemie zu einem neuen Standard im Berufsleben. ERP-Systeme sollten diesen Aufschwung der Remotekultur maximal unterstützen. Daher ist Mobilität eine relevante Entwicklung im ERP-Bereich. Der Erfolgsfaktor von mobilen Versionen liegt in dem orts- und zeitunabhängigen Zugriff auf Echtzeitdaten und den Einblick in Arbeitsabläufe. Die Zusammenarbeit zwischen den dezentral tätigen Mitarbeitenden wird durch den Einsatz von mobilen Anwendungen automatisch verbessert. Diese nahtlose ERP-Verfügbarkeit steigert vor allem die Produktivität, Effektivität und Agilität. Daraus resultieren positive Synergien zwischen verschiedenen Teams, besonders aus Sicht des Kundenservices oder des Vertriebs.
Dazu passen unter anderem cloudbasierte ERP-Lösungen. Einem Forrester-Bericht zufolge ist die Zunahme von cloudnativen Technologien ein Trend, der die Digitalisierung und Mobilität beschleunigen soll. Auch kleine und mittlere Unternehmen können hiervon profitieren. Es gibt jedoch auch Ausnahmen. Insbesondere bei komplexen ERP-Systemen, bei denen es auf ein hohes Maß an Flexibilität, Individualisierung, eine schnelle Datenverarbeitung sowie Datensicherheit ankommt, sind on-premise ERP-Lösungen für viele kleine bis mittlere Unternehmen heutzutage die bessere Wahl. Dabei müssen KMU keineswegs auf die Vorzüge der Cloud verzichten, da auch lokale Installationen mobil abrufbar sind, sich extern hosten oder über ein monatliches Abo finanzieren lassen.
Trend 2: Low-Code – ERP Lösungen auf den Anwender zugeschnitten
Durch den Trend zur Low-Code-Implementierung und No-Code-Plattform können in Zukunft alle ERP-Anwender ihr System nach ihren Wünschen auf Anwenderebene konfigurieren. Dies gelingt ganz ohne technisches Knowhow und Hintergrundwissen über Programmierung und Code. So wächst die Agilität des ERP-Systems und der Kreis der Anwender wird ausgeweitet. Low-Code-Technologien ermöglichen es Anwendern, eigene Apps zu erstellen, Dashboard-Ansichten und Workflows zu konfigurieren sowie Prozesse anzupassen. Dank vorkonfigurierter Bausteine können kinderleicht neue Funktionselemente eingerichtet werden. Eine schnelle und einfache Personalisierung ohne IT-Support und Programmierfähigkeiten. Durch den Low-Code-Charakter wird die Software außerdem den Anforderungen von agilen Teams und Projektarbeit gerecht. Jedem Bedürfnis der Nutzer kann eine flexible Anpassung folgen.
Trend 3: Nachhaltigkeit im Fokus – grün(er) leben mit ERP-Lösungen
Green IT und Nachhaltigkeit sind Themen für die Zukunft. Laut der Forsa-Umfrage sehen 70 Prozent der Mittelständler einen wesentlichen Faktor für Zukunftsfähigkeit im nachhaltigen Handeln. Dabei muss sich die Branche zwei Fragen stellen. Zum einen: Wie können Unternehmen durch ERP-Systeme nachhaltiger werden? Durch den Einsatz von ERP-Software kann der Ressourceneinsatz verbessert und die Logistik optimiert werden. Nachhaltiger wird ein Unternehmen auch durch die Reduzierung von Arbeitswegen sowie durch die Planungsoptimierung von Maschinenauslastung. ERP liefert für das Ressourcen- und CO2-Management die nötigen Informationen, um bestimmte Betriebsmittel zu reduzieren. Besonders die Produktionsplanung und -steuerung können zur Zielerreichung beitragen. Hier können Algorithmen zum Einsatz kommen, die Mengen und Termine unter Umweltaspekten bestimmen, Reihenfolgen optimieren und Ressourcen bestmöglich nutzen.
Die zweite Frage lautet: Welchen Beitrag zum Umweltschutz leistet der ERP-Hersteller selbst? Die optimale Ausnutzung der Infrastruktur, der Einsatz von energieeffizienter Technik und optimierte Algorithmen sind Wege in die richtige Richtung. Außerdem können sich Unternehmen für grüne Projekte engagieren, wie zum Beispiel die Wiederaufforstung von Wäldern. Die Steigerung der Energie- und Materialeffizienz, die Unterstützung einer Kreislaufwirtschaft und die Nutzung umweltfreundlicher Energiearten sorgen in Zukunft dafür, dass die Branche nachhaltiger wird.
Trend 4: Künstliche Intelligenz – KIs auf dem Vormarsch
Allgemein bezeichnet man die KI-Steuerung einer ERP als ein Hauptmerkmal der vierten ERP-Ära. KI leistet einen großen Beitrag zur Transformation und Entwicklung von Softwareanwendungen für die nächste Generation. Durch den Einsatz von KI können Kosten gesenkt und die Praxistauglichkeit der Software erhöht werden. Auch bei der Optimierung der Nutzerfreundlichkeit spielt KI zunehmend eine wichtige Rolle. Sie ermöglicht es, Prozessabläufe und User Interfaces intuitiver zu gestalten. Das steigert die Zufriedenheit der Mitarbeitenden und sorgt gleichzeitig für mehr Produktivität.
Ein zukunftsorientierter Bestandteil der KI ist das maschinelle Lernen. Mithilfe antrainierter oder selbstständiger Algorithmen können Daten analysiert und ausgewertet werden. Anhand wiedererkannter, neu gelernter Muster oder dem Wissen aus Erfolgen und Fehlern kann die KI durch maschinelles Lernen Entscheidungsfindungen erleichtern und datengetriebene Prozesse verselbstständigen. Durch den Einsatz von KI kann zum Beispiel die automatisierte Datenerkennung in Dokumenten erfolgen. Auch für die Prognose eignet sich der Einsatz von KI. Unternehmen können so zum Beispiel ihre Retourenwahrscheinlichkeit oder Preis-Benchmarks anhand analysierter Daten und ausgerechneten Wahrscheinlichkeiten anpassen. Der Trend geht also zu einer Automatisierung mit KI-gesteuerten ERP-Systemen.
Trend 5: Verbindungen schaffen mit Vernetzung dank Schnittstellen
Standard-ERP-Systeme können den Bedürfnissen vieler Unternehmen nicht mehr gerecht werden. Zweistufige Softwaremodelle kombinieren die ERP-Lösung mit Tools für mittelständische und kleinere Unternehmen. Dadurch kann im Idealfall die komplette Wertschöpfungskette durch standardisierte Schnittstellen zu Drittsystemen abgedeckt werden. Die ERP wird über die Schnittstellenstandards mit den Drittsystemen so verbunden, dass die Funktionalität der jeweiligen Softwarekomponente ohne Daten- und Transparenzverlust ausgeschöpft und eine enorme Effizienzsteigerung erzielt werden kann. Die Schnittstellen sind vielfältig und können zusammen mit Versanddienstleistern, Payment-Anbietern, Shop-Systemen und Marktplätzen erfolgen. Es entwickelt sich ein hoher Standardleistungsumfang, der modular kombinierbar ist. Bausteine, die ein Unternehmen als Starterpaket braucht, können anschließend durch individuell gewählte Module ergänzt werden. Ein gutes ERP-System ist darauf ausgelegt, mit einem Unternehmen bei völliger Kostenkontrolle und -transparenz zu wachsen. Die Transformation von Geschäfts- und Unternehmensbereichen erfolgt dabei durch End-to-End Prozesse und Kopplung aller Systeme. Neben dem Einsatz von Schnittstellen sind auch technische Verbindungen von Systemen über Abteilungs- und Unternehmensgrenzen hinweg relevant. Das übergeordnete Ziel dieses Trends liegt in der reibungslosen Zusammenarbeit aller Partner entlang der Wertschöpfungskette.
Trend 6: Sicherheit geht vor – Daten- und Informationssicherheit bei steigendem Datenvolumen?
Eine Begleiterscheinung der wachsenden ERP-Systeme ist die immer größer werdende Menge an Daten, die verarbeitet werden müssen. Laut der Studie des Unternehmens „International Data Corporation“ verzeichnet fast jedes dritte deutsche Unternehmen ein Datenwachstum zwischen 31 und 60 Prozent pro Jahr. Die ERP-Software muss diese Datenpflege in Zukunft automatisiert und kontinuierlich abarbeiten. Jedoch haben große Datenmengen auch eine Schattenseite. Durch die voranschreitende Digitalisierung geraten Unternehmen zunehmend in den Fokus von Cyberkriminellen. Laut der EY Forensics Datenklaustudie 2021 verzeichneten 44 Prozent der 500 befragten deutschen Unternehmen konkrete Hinweise auf Cyberattacken im Jahr 2021 – Tendenz steigend.
Trend 7: Digitalisierung als Dreh- und Angelpunkt für Wachstum
Auch im Jahr 2022 ist die Digitalisierung einzelner Unternehmensbereiche der Dreh- und Angelpunkt für den künftigen Erfolg von Unternehmen. Die HR-Service-Studie der Haufe Group aus dem Jahr 2021 ergab, dass sich transparente und digitale Prozesse positiv auf die Zufriedenheit von Mitarbeitenden auswirken. Insbesondere auf der Verwaltungsebene spielt die Digitalisierung von Prozessen eine entscheidende Rolle. Der vermehrte Einsatz von RPA (Robotic Process Automation) hilft dabei, Routineaufgaben effizienter und automatisiert abzuarbeiten und Mitarbeitende zu entlasten. Die Umsetzung erfolgt jedoch nicht durch physische Roboter, sondern durch sogenannte Software-Bots. Diese können zum Beispiel Daten in einem ERP-System erfassen und aktualisieren.
Auch produzierende Unternehmen werden zunehmend digitaler. Eine optimale Vernetzung von Produktion und ERP ist eine Voraussetzung für die Industrie 4.0. Aus diesen Synergien ergeben sich viele Vorteile für Produzenten. Durch moderne Planungstools und eine ideale Maschinenauslastung können Termine besser geplant und Risiken frühzeitig erkannt werden. Materialknappheit und steigende Rohstoffpreise stellen Unternehmen vor eine weitere Herausforderung. Ein digitales Einkaufs- und Lieferantenmanagement hilft Unternehmen dabei, die Materialbeschaffung zu optimieren und Lieferketten zu stärken. Automatische Bestellprozesse stellen sicher, dass Waren zum gewünschten Zeitpunkt und zu den bestmöglichen Konditionen bezogen werden können. Daraus resultiert eine digitale Supply Chain, die gleichzeitig eine Investition in Umsatzwachstum und Kostensenkung darstellt.
Fazit
Die ERP-Trends 2022 werden durch innovative Technologien wie maschinelles Lernen, Low-Code-Implementierungen oder mobile Anwendungsoptionen geprägt. Sie ermöglichen eine neue Stufe der Digitalisierung von Geschäftsprozessen. Durch sie werden Routineaufgaben automatisiert und komplexe Daten in nutzbares Wissen transformiert. Neben der individuellen Anpassbarkeit an eigene Unternehmensprozesse wird auch die mobile Nutzbarkeit von ERP-Anwendungen immer bedeutsamer. Durch intelligente, vernetzte ERP-Plattformen entstehen selbstoptimierende Workflows, die auch dabei helfen, Ressourcen zu schonen und die Umwelt zu schützen.
Bei der Digitalisierung handelt es sich um einen fortlaufenden Prozess, bei dem die Optimierung einzelner Workflows beständig vorangetrieben wird. ERP-Trends und digitale Innovationen können hierbei einen entscheidenden Vorteil bieten. Jedoch kommt es bei der Einführung neuer Technologien auf die richtige Strategie an. Viele erfolgreiche Unternehmen setzen auf eine moderne ERP-Software, die sich flexibel anpassen lässt, einzelne Geschäftsbereiche miteinander vernetzt und nachhaltig Innovationen bereithält.
Die Prognose des US-Marktforschungsinstituts Gartner bietet schon jetzt einen positiven Blick in die Zukunft. Laut Gartner werden bis 2023 die meisten ERP-Systeme mit solchen Funktionalitäten ausgestattet sein. Bereits heute existieren moderne ERP-Lösungen, die Antworten auf alle drängenden Herausforderungen unserer Zeit bieten. Profitieren auch Sie von den Vorzügen einer innovativen ERP-Software und testen Sie alle SelectLine Module 30 Tage kostenfrei und unverbindlich.
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