Das Interview ist ursprünglich im Niederlassungsmagazin von Mercedes-Benz Magdeburg (PDF, Seite 23) erschienen und wird nachfolgend im Original wiedergegeben.
Findet SelectLine als Software-Unternehmen in Magdeburg gute Standortfaktoren?
Rainer Kuhn: „Grundsätzlich ja. Wir brauchen einen hohen Qualifizierungsgrad. Über die Hälfte unserer Mitarbeiter hat einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss. Magdeburg bietet ein großes Potenzial an gut ausgebildeten Menschen.“
Und die stehen bei Ihnen Schlange?
Andreas Scharff: „Leider nicht (lacht). Wir spüren den Wettbewerb großer Technologiekonzerne. Allerdings stellen wir bei der Rekrutierung fest, dass regionale Bindung, reizvolle Arbeit und gutes Arbeitsklima positiv wirken. Wir haben uns einen guten Ruf erarbeitet und sind auch für Promovierte attraktiv. Wer zu uns kommt, bleibt in der Regel. Es gibt kaum Fluktuation. Und wer geht, kommt oft nach einiger Zeit gern nach Magdeburg zurück.“
Waren bei der Unternehmensgründung die Standortfaktoren ausschlaggebend?
Andreas Scharff: „Es war einfacher: Wir stammen beide aus Magdeburg, haben hier Informatik studiert und wollten 1989 was Eigenes aufbauen. Da haben wir unser Hobby Programmieren zum Beruf gemacht.“ Rainer Kuhn: „Das war manchmal ein bisschen naiv. Die ersten zwei, drei Jahre waren sehr schwierig. Aber als Studenten wussten wir ja, wie man mit wenig Geld auskommt.“
Aber inzwischen ist Ihre Software erfolgreich …
Rainer Kuhn: „Ja. Und interessanterweise haben wir den deutschen Markt zuerst über einen Umweg über die Schweiz erschlossen. Dort hatten wir früh einen Vertriebspartner, der das Potenzial von SelectLine erkannt hat.“
Andreas Scharff (li.) und Rainer Kuhn, Geschäftsführer SelectLine Software GmbH
Was ist das Potenzial?
Andreas Scharff: „Das wichtigste Argument ist die einfache Bedienung trotz hoher Komplexität. Unsere Lösungen für Unternehmenssteuerung und -verwaltung sind branchenunabhängig und gut an Anforderungen der Firmen anpassbar. Dabei unterstützen unsere Experten die Systemhäuser, die die Software vertreiben. Und schließlich stellen wir mit einem guten Support für Kunden und Nutzer die Verfügbarkeit 365 Tage im Jahr rund um die Uhr sicher.“
Welche Entwicklung müssen Sie heute noch leisten?
Rainer Kuhn: „Es ist vornehmlich eine Evolution. Kein Kunde würde eine völlig neue Software akzeptieren. Eine ständige Aufgabe ist die flexible Umsetzung gesetzlicher Neuregelungen. Und man muss innovativ bleiben. Als Trend ist momentan vor allem die Anbindung mobiler Endgeräte gefragt.“
Wie sieht es mit dem Programmieren aus?
Rainer Kuhn: „Ich glaub, wir könnten es noch. Auch wenn jüngere Kollegen das sicher nicht vermuten. Dann und wann kommen im Programm noch alte Quelltexte von uns zum Vorschein.“ Andreas Scharff: „Spaß hätte ich schon. Aber für das Unternehmen sind wir heute in der Geschäftsführung und im Vertrieb wichtiger.“
Und das Programmieren übernehmen geniale Computer-Freaks?
Andreas Scharff: „Ein Produkt wie unsere Software ist nie die Lösung Einzelner. Genialität reicht nicht. Die große Kunst beim Programmieren ist es, ein Ende zu finden. Sie brauchen ein gut organisiertes Team, da arbeiten verschiedenste Disziplinen zusammen.“
Auch Frauen?
Rainer Kuhn: „In unserer Belegschaft arbeiten 30 Prozent Frauen – aber in der Entwicklung sind es nur zwei. Leider typisch für Deutschland. Wir würden uns mehr Frauen wünschen, denn der Arbeit tut das gut. Wir unterstützen Schulen und hoffen, dass sich langfristig mehr Mädchen für Informatikberufe begeistern.“
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